Celtica

Auf der Suche nach den Amuletten

Als wir das Spiel zum ersten Mal sahen und vor allem von wem das Spiel ist, dachten wir: Super! Wieder ein Kracher wie Tikal oder El Grande. Zugegeben, El Grande ist nicht von dem Autorenpaar, aber immerhin von Herrn Kramer. Also war die Vorfreude sehr groß. Leider wurde die Erwartung dann enttäuscht. So tief, dass einige meiner lieben Mitspieler in ihrer ersten Aufregung dem Spiel nur zwei Sterne geben wollten. Trotz der schönen Grafik. Trotz der leichten Regeln. Das kommt davon, wenn man sich einen Namen in der Spielszene gemacht hat. Oder zumindest in unserer Spielrunde. In der Runde mit Jan und Sylvia kam das Spiel dann besser an. Hier sollte es vier Sterne bekommen. Da aber die letzte Meinung immer noch bei mir liegt, wozu ist man schließlich Chef :-) , geben wir dem Spiel drei Punkte. Diese aber auch meiner Meinung nach zu Recht. Wer es mit Kindern spielen will, kann getrost noch einen Punkt drauflegen, da es doch sehr für jüngere Spieler ausgelegt ist. Die Altersempfehlung von 10 ist vielleicht ein wenig hoch, da es auch schon ab 8 gut verstanden werden kann, denn: so viel muss man gar nicht verstehen.

Die alten Kelten, wer kennt sie nicht, haben nicht nur Städte in Griechenland geplündert, sondern auch 10 Amulette geschmiedet. Da das aber nicht für alle reichte, wurden sie im Zorn zerstört. Mit Hilfe von Druiden versuchen nun die Spieler die Amulette, die aus neun verschiedenen Stücken bestehen, wieder zusammen zu setzen.
Auf dem schön gestaltetem Spielplan gibt es vier verschiedene Felder: Felder, auf denen ich Amulettteile bekomme, Felder auf denen ich welche abgeben muss, aber zum Trost eine Karte bekomme und Felder, auf denen ich mich entscheiden kann, ob ich eine Karte nehme oder nicht. Die fünf Druiden gehören keinem Spieler, jeder kann sie bewegen. Dazu spielt man Karten aus. Am Anfang einer Runde erhält man fünf Karten. Diese werden auch alle gespielt. Dabei spielt es keine Rolle, wie viele ich in meinem Zug ausspiele; sie müssen nur alle zu einem der Druiden gehören. Wer keine Karten mehr in der aktuellen Runde hat, wartet so lange, bis auch der letzte Spieler seine Karten losgeworden ist. Die guten Felder und die schlechten Felder wechseln sich ab, nicht a b a b, aber es gibt sowohl am Anfang schlechte, als auch am Ende. Zum Ende hin werden die fiesen aber immer fieser und die guten immer besser. Wenn ich nun an der Reihe bin spiele ich, abhängig von der Position der Druiden, eine oder mehrere Karten eines bestimmten Druiden, bewege ihn vor und erfülle den Ort, auf dem er landet. Darf ich mir Teile aussuchen, nehme ich die entsprechende Anzahl aus der offenen Auslage. Erst dann wird sie wieder auf 10 ergänzt. Muss ich welche ablegen, suche ich die meiner Amulette aus, die ich vielleicht bald schon wieder bekommen kann. Eine Runde endet, wenn kein Spieler mehr eine Karte hat, dann gibt es fünf neue für jeden. Die Erfahrungskarten, die man bekommt, wenn man Teile ablegen muss, darf man mit in die neue Runde nehmen. Das Spiel endet, wenn der erste Druide auf dem Zielfeld ankommt. Die Runde wird noch gespielt. Wer nun die meisten fertigen Amulette hat, gewinnt.

Auf der Schachtel steht: "Das neue Taktikspiel von Wolfgang Kramer & Michael Kiesling". Das, liebe Freunde von Ravensburger, ist nun wirklich gelogen. Fünf Karten und fünf Druiden geben einem nicht allzu viele Zugmöglichkeiten. Außerdem hängt es immer davon ab, wo die Druiden stehen. So gewinnt man das eine Spiel mit zwei fertigen Amuletten und verliert das nächste mit drei Teilen, obwohl man eigentlich nichts anders gemacht hat. Unserer Meinung nach ist das Spiel mit Taktik nicht zu gewinnen, geschweige denn zu beeinflussen. Was, wenn ich am Anfang meiner Runde nur rote und weiße Karten auf der Hand habe? Und die anderen Spieler nicht? Dann muss ich die Druiden bewegen, was anderes bleibt nicht übrig. Auch die Idee mit den Erfahrungskarten, die man nicht spielen muss, wohl aber die normalen Druidenkarten, bringen nicht viel Taktik ins Spiel. Entweder hilft sie mir in meiner jetzigen Position oder ich behalte sie. Ist das Taktik? Und zu überlegen, welche Teile ich abgebe, kann auch nicht als Taktik bezeichnet werden. Ich kann auch nur wenig vorausschauend planen, da sich das Geschehen, bis ich an der Reihe bin, grundlegend ändert.

"Celtica" ist ein nettes Kinderspiel mit großem Ärgerfaktor. Auch Erwachsene werden Spaß haben, aber nur, wenn sie kein Taktikspiel erwarten. Die Grafiken und das Spielmaterial sind sehr schön, erinnern sie Jan doch an Spiele wie HeroQuest und Co., die er leider nicht mag. Dennoch wurde gerade Jan positiv überrascht.
Wer ein Spiel wie Tikal erwartet, kauft lieber Australia von den gleichen Autoren. Wer ein unterhaltsames Spiel für den Einstieg eines netten Abends haben will, kann zugreifen. Oder wer mal wieder ein schönes Spiel mit seinen Kindern spielen will, wird auch nicht verkehrt liegen.

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